Naziaufmärsche blockieren: Na klar!

Die Idee von Blockaden als Mittel des zivilen Ungehorsams ist wahrlich nicht neu. Erst recht nicht in Hannover: (Fast genau) Vor 40 Jahren begann in Hannover die in die Lokalgeschichte eingegangene „Rote Punkt-Aktion“ - sie richtete sich gegen Fahrgelderhöhungen der ÜSTRA – und sie begann unter anderem mit Blockaden. 

In den letzten Jahren waren es immer wieder Blockaden, die notwendig waren, um einen Naziaufmarsch zu verhindern:

Unser Ziel ist es, Aufmärsche und andere Aktionen der Nazis erfolgreich zu verhindern. Wenn dies nicht möglich ist, sollen sie massiv behindert werden.

Wir sind dort, wo die Faschisten sind. Wir wollen nicht fernab Demonstrationen oder Kundgebungen abhalten, denn es geht uns darum,  den Nazis auf der Straße entgegen zu treten.
Wir sind selbst verantwortlich, dass auf den Straßen keine rassistische und antisemitische Hetze ertönt, dass keine menschenverachtenden Parolen erschallen. Wir können uns nicht zurücklehnen und irgendeine Autorität  – zum Beispiel den Staat damit beauftragen. Wir nehmen die Sache jetzt selbst in die Hand.

Jede und jeder kann mitmachen. Wir möchten, dass sich möglichst viele an solchen Aktionen beteiligen können. Dabei setzen wir auf vielfältige Aktionsformen in der Tradition von antifaschistischer Selbsthilfe und zivilem Ungehorsam. Wir trainieren gemeinsam und bereiten uns vor. So wie in den letzten Wochen auch hier in Hannover. Dann gehen wir in Bezugsgruppen auf die Demo, passen aufeinander auf und lassen uns nicht aufhalten.

Mit dieser Strategie haben wir mittlerweile viele Erfahrungen gesammelt. Nicht immer hat es geklappt. Leider konnten am 14. Februar 5.000 Nazis ungehindert durch Dresden marschieren, obwohl tausende von Antifaschistinnen unterwegs waren.

Aber mehrfach war der Erfolg auch unbestreitbar und offensichtlich: 
In Jena fand jahrelang ein großes Fest der NPD unter dem Titel „Fest der Völker“ statt. Anders als es scheint hat der Name hat nichts mit internationaler Solidarität zu tun sondern mit dem rassistischen Weltbild der Nazis. Nachdem die Nazis im Jahr 2007 von Tausenden von JenaerInnen blockiert worden waren, zogen sie ihre Anmeldung für Jena im Folgejahr selbst zurück.

Im letzten September mussten ein paar Handvoll Teilnehmer des Rassisten Kongresses von Pro Köln bedröppelt wieder abziehen. 

Und erst im April konnte in Lüneburg ein Naziaufmarsch mit einer Sitzblockade verhindert werden. Dafür brauchte es noch nicht einmal 200 Menschen.

Die Blockaden waren immer dann erfolgreich, wenn sich alle einig waren, einen Naziaufmarsch nicht zuzulassen. In Hannover haben wir dafür wir in den letzten Monaten gute Voraussetzungen geschaffen. Im Umzingelungsbündnis sind Gewerkschaften, AntifaschistInnen, MigrantInnen, Parteien und UmweltaktivistInnen und viele andere zusammen gekommen. Für die gute und solidarische Zusammenarbeit möchten wir uns an dieser Stelle ganz herzlich bedanken. Wären die Nazis gekommen, hätten wir sie gemeinsam gestoppt. 

In großer Entfernung ein buntes, multikulturelles Fest zu feiern, kann für die eine oder den anderen ein erster Schritt zu antifaschistischem Handeln sein. 
Wenn aber ein solches Fest zur einzigen legitimen Form des Protestes und sogar zur Zivilcourage hochstilisiert wird, sagen wir nein. Wenn dann auch noch versucht wird unseren Protest zu kriminalisieren, und uns auf eine Stufe mit den Nazis zu stellen, ist das nicht mehr der Beginn sondern das Ende von Zivilcourage.

Die Ablehnung der Nazis hilft uns nicht weiter, wenn wir sie nicht in die Tat umsetzen. Wir müssen gemeinsam ein Stück weiter gehen, als in sicherer Entfernung zu feiern und von Zivilcourage nur zu reden.

Naziaufmärsche blockieren ist nicht nur unser Recht –
Wir sagen: Naziaufmärsche blockieren ist unsere Pflicht!