Der 1. Mai – Geschichte im Überblick

Die Geschichte des 1. Mai als Kampftag der Arbeiterinnen und Arbeiter verläuft von Anfang an parallel zu der Entwicklung der ArbeiterInnenbewegung. Hier eine kurze Übersicht:

Vor 1840 Erste Diskussionen um kollektive Arbeitsniederlegungen.
1865 Zum Ende des amerikanischen Bürgerkrieges erheben die amerikanischen Gewerkschaften und Arbeitervereine erstmals die Forderung nach Einführung des Acht-Stunden-Tages.
1884 In den USA beschließen die Gewerkschaften, dass ab dem 1. Mai 1886 der legale Arbeitstag nicht mehr als 8 Stunden betragen dürfe. Der Grund für die Terminwahl war, dass der 1. Mai als sog. „Moving day“, in den USA als Stichtag für den Abschluss oder die Aufhebung von Verträgen galt. Der Acht-Stunden-Tag soll ab dem Zeitpunkt in die neuen Verträge aufgenommen werden.
1. Mai 1886 Hunderttausende treten in den Streik. Am 3. Mai schreitet in Chicago die Polizei ein, um eine Versammlung von Streikenden aufzulösen. Dabei werden sechs Arbeiter getötet und einige weitere verletzt. In der folgenden Nacht versammelt sich eine Menge von mehreren tausend Streikenden und marschiert zum Haymarket-Square (= Heumarkt). Als am 4. Mai auf dem Haymarket-Square Polizisten eine friedliche Solidaritätskundgebung von Arbeiterinnen und Arbeitern angreifen, wirft ein Provokateur eine Bombe in die Reihen der Polizisten. Dies löst eine massive staatliche Repressionswelle in den USA aus. Es kommt zu Massenverhaftungen, Folter, Schauprozessen und Hinrichtungen mehrerer anarchistischer ArbeiterInnenführer.
14. Juli 1889 Zum 100. Jahrestag des Sturms auf die Bastille (Beginn der Französischen Revolution) treffen sich mehrere hundert Delegierte sozialistischer Parteien, Organisationen und Gewerkschaften aus zahlreichen Ländern zu einem internationalen Kongress in Paris. Sie erklären den 1. Mai 1890 zum internationalen ArbeiterInnentag und rufen dazu auf ihn für Demonstrationen für den Acht-Stunden-Tag zu nutzen.
1. Mai 1890 Der „Protest- und Gedenktag“ wird erstmalig mit Massenstreiks und Massendemonstrationen in der ganzen Welt begangen.
1891 Beschluss der ArbeiterInnenorganisationen, den 1. Mai alljährlich als "gemeinsamen Festtag der Arbeiter aller Länder zu feiern, an dem sie die Gemeinsamkeit ihrer Forderungen und Solidarität bekunden sollen".
15. April 1919 Die Weimarer Nationalversammlung bestimmt den 1. Mai zum gesetzlichen Feiertag, allerdings nur beschränkt auf den 1. Mai 1919. Versuche, ihn über 1919 hinaus zu etablieren, bleiben vergeblich, da die völkisch-faschistischen sowie konservativen bürgerlichen Parteien ihn komplett ablehnen während ihn die SPD in einen allgemeinen Volksfeiertag umwidmen will, um ihren Willen zur „Klassenversöhnung“ zu zeigen.
1. Mai 1929 Dieselbe antisozialistische Position der SPD gipfelt in dem Massaker am sog. Blutmai in Berlin, als der sozialdemokratische Polizeipräsident in die 1. Mai-Demonstration schießen lässt und dabei 28 Menschen getötet werden.
1933 Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten am 30.01.1933 etablierten diese den 1. Mai als nationalen „Tag der Arbeit“ und als gesetzlichen Feiertag. Als solcher steht er auch heute noch in den Kalendern.
Gleichzeitig werden alle Organisationen der ArbeiterInnenbewegung zerschlagen, ihre AktivistInnen in KZ´s und Gefängnisse verschleppt und meistens ermordet.
Ab 1945 Nach der Befreiung vom Faschismus 1945 verkommt der 1. Mai in der BRD immer mehr zu einem Feiertag mit individueller Freizeitgestaltung und in der DDR zu einem staatlich verordneten Ritual.
1. Mai 1981 Autonome HausbesetzerInnen, türkische und deutsche Linke stören gemeinsam die Abschlusskundgebung des DGB in Nürnberg. Die Rede Willy Brandts ist im großen Pfeifkonzert nicht mehr zu verstehen. In den nächsten Jahren wächst in der radikalen Linken das Interesse, den 1. Mai mit eigenen Inhalten zu füllen.
April & Mai 1987 Im süddeutschen Raum findet in mehreren Städten eine Antikapitalistische Aktionswoche statt. Zu dem revolutionären Block bei der 1. Mai Demo in Nürnberg kommen ca. 400 Menschen, das Autonome Mai-Fest wird von 600 Leuten besucht.
In Berlin kommt es, nach diversen repressiven Maßnahmen wie der Durchsuchung von Räumlichkeiten der linksradikalen Szene, in der Nacht zum 1.Mai und Polizeiangriffen auf den revolutionären Block der 1.Mai Demonstration, bei einem Straßenfest in Kreuzberg zu Ausschreitungen. Es werden Barrikaden errichtet und Geschäfte geplündert. Für mehrere Stunden wird die Polizei komplett aus SO 36 (einem Teil Kreuzbergs) vertrieben. Am frühen Morgen des 2. Mai 1987 setzt die Polizei Wasserwerfer und Räumfahrzeuge ein. Über 100 Menschen werden verletzt, ca. 50 festgenommen.
1. Mai 1988 In verschiedenen deutschen Städten finden nun regelmäßig revolutionäre 1. Mai Demonstrationen statt. Auch die autonome Szene Berlins entscheidet sich, aufgrund der Erfahrungen des Vorjahres, eine eigene revolutionäre 1. Mai Demonstration zu organisieren, zu der 6000 Leute mobilisiert werden können. Diese sind wieder massiver polizeilicher Gewalt ausgesetzt. Nach der Demonstration kommt es zu weiteren gewalttätigen Aufeinandertreffen von Polizei und DemonstrantInnen.
Die politische Brisanz, die der revolutionäre 1. Mai früher einmal besaß, verliert er mit den Jahren aber weitestgehend wieder.
nach 1989 Die politischen, ökonomischen und militärischen Strukturen von DDR und BRD werden angeglichen, dies betrifft auch den politischen Charakter des 1. Mai.
1. Mai 2001 Italienische, französische und spanische AktivistInnen organisieren zum ersten Mal eine EuroMayDay-Parade in Mailand. Ihr Ziel ist es auf die verschiedensten Formen der Prekarisierung in Arbeit und Leben, von der im Neoliberalismus immer mehr Menschen betroffen sind, aufmerksam zu machen, diese zu kritisieren und sich als Prekarisierte den öffentlichen Raum wieder anzueignen. Gleichzeitig wollen sie den gewerkschaftlichen Familienfesten mit Würstchenständen am 1. Mai sowie den traditionellen linksradikalen Protestformen andere Aktionen entgegensetzen. Es beteiligen sich 5000 Leute an der Demonstration.
seit Mai 2004 Der EuroMayDay findet zum ersten Mal nicht nur in Mailand sondern auch in Barcelona statt. Es demonstrieren 100.000 Menschen auf der Parade. In den folgenden Jahren breitet sich der MayDay auf viele weitere europäische Städte aus.